Jonas Betz – Geschäftsführer der Conwick GmbH

Stressfrei Bauen (Vol.10)

Ein Beitrag von Jonas Betz

Als Bauherrenvertretung schenken wir der Elektromobilität im Bauwesen schon längere Zeit unsere Aufmerksamkeit (siehe Blogbeitrag). Vor rund zwei Monaten gingen wir den konsequenten nächsten Schritt und schafften uns ein E-Auto als Teil unserer Firmenflotte an. Die Erwartungen waren groß, doch auch Skepsis herrschte vor. Deshalb sehen wir die Zeit für einen kleinen Erfahrungsbericht gekommen. So viel vorab: Einfach einsteigen und losfahren ist nicht mehr …

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum man auf ein Elektroauto umsteigen möchte. Ein zentraler Beweggrund für mich war, dass ich eine kleine Zeitenwende bei mir selbst herbeiführen wollte. Denn sind wir mal ehrlich: Umweltschonende Technologien will jeder, aber kaum jemand tut etwas in die Richtung. Das wollte ich bei mir ändern. Dass ich dabei in Zukunft auch auf etwas Bequemlichkeit verzichten muss, war mir dabei klar.

Hinzu kam der berufliche Anspruch, bei der Elektromobilität im Bauwesen ein Wörtchen mitzureden. Denn als Bauherrenvertretung sind wir gewissermaßen berufsbedingt technologieaffin, wenn wir unseren Kunden neue und zukunftsgewandte Lösungen ans Herz legen.

Audi e-tron – die Rahmendaten

Am 3. April 2019 holte ich also meinen neuen Audi e-tron 55 quattro in „Antiguablau“ ab. Zuvor war ich ihn mit meinem Geschäftspartner Thomas Krug  schon probegefahren. Allein von der Optik und vom Fahrgefühl wusste ich also bereits, was ich zu erwarten habe.

Der e-tron hat eine Länge von 4,90 Metern, eine Breite von 1,94 Metern und eine Höhe von 1,62 Metern. Es ist also ein richtiges Auto, kein „Elektro-Ei“, wie man über manche Modelle sagen kann.

Die Systemleistung ist stark. Mit über 400 PS geht es von 0 auf 100 km in knapp sechs Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h. Die Reichweite … Nein, dazu kommen wir später.

Soweit zu den groben Rahmeninformationen. Seit zwei Monaten fahre ich jetzt also den Audi e-tron. Einfach fiel mir die Entscheidung nicht. Denn ich mochte meinen vorherigen Wagen mit Verbrennungsmotor sehr. Außerdem war mir bewusst, dass ich mit meiner hohen Fahrleistung (teils mehrere hundert Kilometer pro Tag) ein gewisses Risiko eingehen würde.

Tatsächlich gibt es viele positive und auch einige negative Aspekte, wenn man sich für diese Form der Elektromobilität im Bauwesen entscheidet. Meine Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle gern weitergeben, damit anderen die Entscheidung etwas leichter fällt als mir selbst.

Pro: Weniger Kosten, mehr Fahrgefühl

Wenig überraschend ist, dass das Fahrgefühl besonders ist. Die Beschleunigung und das annähernd geräuschlose Dahingleiten ist außergewöhnlich für jemanden, der nur herkömmliche Vehikel gewohnt ist.

Doch das bleiben bei weitem nicht die einzigen Aspekte, die überzeugen. Ich war schon rein optisch angetan vom e-tron, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Das ist natürlich Geschmackssache, aber dennoch entscheidend für den Kauf. Von dem hochmodernen Design und der fließenden Karosserieform war ich sofort überzeugt.

Auch im Innenraum setzt sich dieser optische Eindruck fort. Und spätestens hier gewinnt man auch den Eindruck, dass man in einem Auto der Zukunft sitzt. Das liegt nicht am Antrieb, sondern daran, dass hier alles über interaktive Touchscreens funktioniert. Insgesamt verfügt der e-tron über drei Bildschirme, die die Funktion des Tachos, des Navigationsgeräts und der Klimaanlage einnehmen.

Was den innovativen Auftritt des e-tron verstärkt, ist die Tatsache, dass er keine Außenspiegel hat. Stattdessen projezieren kleine Außenkameras das „Spiegelbild“ nach innen.

Natürlich dürfen die niedrigen Spritkosten in dieser Auflistung nicht fehlen. Dass der Unterschied so groß sein würde, hat mich allerdings schon überrascht. Meine Tankkosten haben sich mittlerweile auf ein Minimum reduziert.

Auch der Tankvorgang selbst ist einfach. Allerdings erst, seit ich den Audi e-tron Charging Service nutzen kann. Hierzu kann man sich als Unternehmen anmelden und erhält eine entsprechende Tankkarte. Die funktioniert an so gut wie allen E-Ladestationen und Tankstellen, die ich bislang angefahren habe.

Contra: Weniger Reichweite, mehr Planungsbedarf

Bevor ich diese Tankkarte hatte, ergab sich ein komplett gegenteiliges Bild in der Praxis. Denn ohne Tankkarte und dahinter geschalteten Service ist das Aufladen eines E-Autos kompliziert und deutlich teurer. Der Grund ist, dass jeder Energieversorger sein eigenes Zahlungs- und Abrechnungsmodell hat. Mal wird in Kilowattstunden berechnet, mal in anderen Einheiten. Mal kommen Parkgebühren für das Tanken dazu, mal nicht. Mal ist die Zahlung per SMS möglich, mal per EC-Karte, mal mit sonstwas. Und manchmal geht gar nichts, weil die Kreditkarte nicht akzeptiert wird. In diesem Fall steht man als Nutzer eines Elektroautos ziemlich blöd da. Denn die nächste Alternativ ist oftmals außerhalb der eigenen Reichweite.

Apropos, die Reichweite des e-tron liegt laut Katalog bei 400 Kilometern. Basis dieser Berechnung ist die so genannte WLTP-Norm. Trotzdem sie angeblich deutlich praxisnäher ist als ihre Vorgängerin, ist mir schleierhaft, unter welchen Bedingungen ich diese Reichweite jemals erreichen sollte. Im Durchschnitt komme ich mit dem e-tron auf rund 300 Kilometer, was eine signifikante Abweichung ist und meine Kaufbereitschaft gegebenenfalls beeinflusst hätte.

Die Reichweite wäre natürlich kein Thema, wenn man leicht und schnell tanken könnte. Entgegen der allgemeinen Meinung ist das übrigens auch möglich, aber eben nicht überall. Denn Ladestation ist nicht gleich Ladestation. Je nach kW-Zahl variiert die Ladezeit enorm und man bekommt nicht die notwendige Reichweite, die man bräuchte. Selbst bei Schnellladestationen (mit 50 kWh) dauert ein Ladevorgang noch ca. zwei Stunden. Leider gibt es nur eine Handvoll „Supercharger-Stationen“, die den Ladevorgang mit bis zu 150 kW ermöglichen. Eigentlich kenne ich auf meiner Stammstrecke überhaupt nur eine solche Station. Sie ermöglicht es mir, innerhalb von zehn Minuten über 80 Prozent des Akkus zu erneuern.

All diese Punkte führen dazu, dass mit dem eigenen Tagesablauf ein deutlich höherer Planungsaufwand verbunden ist.

Mein Fazit zur Elektromobilität im Bauwesen …

… fällt daher zwiegespalten aus. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass ich meine Tage genau planen muss. Wie lange steht das Auto in der Garage? Mit wieviel Prozent fahre ich los? Wo kann ich auf der Strecke tanken? Komme ich rechtzeitig zu meinem Anschlusstermin und danach noch heim?

Solche oder ähnliche Fragen musste ich mir früher nie stellen. Und man muss es auch nicht tun, wenn man das E-Auto rein für Kurzstrecken nutzt. Anders sieht es aus, wenn man den Geschäftswagen für Mittel- und Langstrecken nutzt. Schade nur, wenn dann die Herstellerangaben so weit von der Realität abweichen, dass die eigenen Reichweiteberechnungen hinfällig werden.

Trotzdem spricht eine ganze Reihe von Argumenten für eine Nutzung. Die tolle Optik und Ausstattung, das Fahrgefühl, die deutlich geringeren Kosten im Unterhalt. Letztlich ist es wahrscheinlich eine Bauchentscheidung, welche Argumente überwiegen und ob man umsteigt oder nicht.

Den Schritt zur Elektromobilität im Bauwesen bin ich nun gegangen. Er ist nicht immer bequem und bietet so seine Alltagsrisiken. Die Alltagsprobleme, die ich noch habe, werden vermutlich immer kleiner werden in Zukunft. Aber so oder so steht für mich nach zwei Monaten im E-Auto fest: Ich würde es wieder kaufen! Oder anders ausgedrückt: Ich will es nicht mehr hergeben …

Elektromobilität im Bauwesen - Erfahrungsbericht mit dem e-tron - Conwick, Agentur für stressfreies Bauen

Jonas Betz und sein neues Geschäftsauto – damit geht Conwick den nächsten Schritt in Richtung Elektromobilität im Bauwesen.