Menschenaffe Udo – Typisch für das Allgäu?

Es war spektakulär, als Details zum Fund von Menschenaffe Udo bekannt wurden. Ein Urzeit-Primat mit Allgäuer Wurzeln. Der älteste bekannte Vertreter einer aufrecht gehenden Menschenaffenart. Wir sind immer noch fasziniert von dem Jahrhundertfund und fragen uns jetzt, was an Udo typisch für das Allgäu ist.

Der neue Allgäuer Stern am Wissenschaftshimmel: Menschenaffe Udo

Lange Zeit hatte er es ganz still um sich, denn sein Skelett ruhte tief in der Erde. Nach Jahrmillionen erst traten die Knochen des Urzeitprimaten wieder an die Oberfläche, und zwar in einer Tongrube im heutigen Pforzen im Ostallgäu. Selbst zu diesem Zeitpunkt war es noch relativ ruhig um den Menschenaffen, der den Namen Udo erhalten sollte.

Das änderte sich schlagartig, als die Ergebnisse der Untersuchungen veröffentlicht wurden. Die Überreste von Udo wurden auf knapp zwölf Millionen Jahre geschätzt. Doch das eigentlich Besondere ist nicht das Alter, sondern die Tatsache, dass es sich bei ihm um einen der ersten Fußgänger der Menschheitsgeschichte handeln könnte.

Nach Einschätzung der Paläontologin Professor Madeleine Böhme von der Universität Tübingen und ihres internationalen Forschungsteams könnte sich der aufrechte Gang nicht – wie bisher angenommen – in Afrika, sondern hier bei uns in Europa entwickelt haben. Und das zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt als in der Wissenschaftstheorie vermutet. Denn das Skelett der bislang unbekannten Menschenaffenart weist nach Einschätzung der Wissenschaftler auf eine zweibeinige Fortbewegung hin.

Die Knochen des Primaten wurden am 17. Mai 2016 von Böhme und ihrem Team entdeckt. Es war gleichzeitig der 70. Geburtstag des Rockmusikers Udo Lindenberg. An diesem erinnerungswürdigen Tag liefen deshalb lauter Udo-Hits im Radio. Dies war auch der Grund, warum die Forscher den Allgäuer Sensationsfund neben der wissenschaftlichen Bezeichnung Danuvius guggenmosi liebevoll auf den Beinamen „Udo“ tauften.

Das erfreute auch den Namensvetter des urzeitlichen Menschenaffen: „Ich war schon immer ein Freund des aufrechten Gangs“ äußerte sich Rocklegende Udo Lindenberg gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Sind wir nicht alle ein bisschen Udo?

Der Menschenaffe Udo fasziniert seither nicht nur Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Auch die Allgäuer Bevölkerung ist verständlicherweise aus dem Häuschen. Könnte der Sensationsfund von Professor Böhme und Team wirklich bedeuten, dass die Wiege der Menschheit im Allgäu liegt? Des kosch ja gar id glauba!

Schauen wir mal, was dafür sprechen könnte … Die Entwicklung des Menschen ist eine evolutionäre Reise über viele Jahrmillionen. Wo genau sie begonnen hat und wie sie exakt verlief bleibt an vielen Stellen im Dunkeln. Dennoch wissen wir heute, dass wir das Erbe unserer menschlichen Vorfahren noch heute in uns tragen. Unser Denken und Verhalten ist also partiell immer noch urzeitlich geprägt.

Für was der Allgäuer gemeinhin steht, ist Beständigkeit. Wir sind ein tief mit der Region verwurzeltes Völkchen, das die Einfachheit, die Geradlinigkeit, die Ehrlichkeit schätzt. Für Außenstehende haben wir vielleicht einen etwas gewöhnungsbedürftigen Humor. Und auch der Dialekt hierzulande ist nicht ganz leicht zu verstehen. Aber charakterlich ist auf uns Verlass, denn wir haben Rückgrat. Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn sich ausgerechnet hier der aufrechte Gang entwickelt hat;-)

Ebenso beständig ist unsere kulturelle Prägung. Wir leben Traditionen, ohne sie zu überhöhen. Gleichzeitig sind wir zukunftsorientiert, interessiert und weltoffen. Vielleicht war auch Menschenaffe Udo neu- und wissbegierig. Der aufrechte Gang wäre dann so etwas wie eine evolutionäre Folge davon.

Um diese nicht ganz ernst gemeinte Betrachtung abzuschließen: Wir – das Team von Conwick – verstehen uns als typische Allgäuer. Und was typisch allgäuerisch ist, ist vielleicht zum Teil auch typisch für einen der ersten menschenähnlichen Bewohner dieses Landstrichs.

Wir jedenfalls sind stolz auf das Allgäu. Und natürlich auch auf Udo!