Welche Bedeutung hat der „Haussegen“ im Bauwesen?
„Schon gewusst …?“ (Vol.18)
Wir alle wissen, was gemeint ist, wenn der Haussegen schief hängt. Doch woher kommt dieses alte Sprichwort? Einen Erklärungsansatz finden wir besonders spannend …
Der Haussegen kann schief hängen oder schief stehen
Ein schief hängender Haussegen gilt heute als bildhafte Umschreibung für familiäre Differenzen, inbesondere unter Eheleuten. Mit „Haussegen“ ist zunächst einmal ein frommer Spruch gemeint, der das Gebäude und seine Bewohner unter den Schutz Gottes stellen soll. Der christliche Ausspruch kann etwa auf einer Tafel oder einem Bild im Inneren des Hauses angebracht sein. Wenn diese Tafel in Schieflage gerät, dann ist vermutlich irgendetwas dagegen geflogen. Ich überlasse es Ihrer Fantasie, sich auszumalen, was das gewesen sein könnte …
Der Haussegensspruch ist jedoch auch außen an Häusern zu finden. Genauer gesagt: eingeritzt in Holzbalken im Giebel- oder Eingangsbereich. Die christliche Tradition des geschnitzten Haussegens wurde vor allem in früheren Jahrhunderten gepflegt, weshalb man ihn heute noch an alten Fachwerkhäusern sehen kann. Mit dem Haussegen wird jedoch nicht nur der Spruch an sich, sondern auch der Ort der Anbringung verbunden – in der Regel ein tragender Querbalken aus Holz. Wenn der Haussegen schief hängt (oder besser: steht), dann droht nach dieser Erklärung also nicht nur im übertragenen Sinn ein Unheil. Denn ein Schriftzug in Schieflage verweist darauf, dass ein gravierender Konstruktionsmangel vorherrscht, der die Statik des Hauses in Gefahr bringen kann.
So oder so ist dann dringend Zeit zum Handeln.
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In „Schon gewusst…?“ berichten wir in unserem Blog über Aspekte, die uns bei Bauvorhaben immer wieder begegnen und die uns besonders wissenswert, kurios, kreativ oder einfach nur genial erscheinen. Diese Dinge möchten wir hier einem größeren Publikum zugänglich machen.
Titelbild: Cross (congerdesign, Pixabay)
Beitragsbild: Conwick GmbH
Porträtbild: Thomas Krug (Conwick GmbH)