Bau-WAHNSINN – Heute: Steigende Baupreise | Conwick

Bau-WAHNSINN – Heute: Steigende Baupreise

Seit Monaten raufen sich Bauherren die Haare – der Grund: stetig steigende Baupreise. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar, ganz im Gegenteil. Zeit für uns, einen Blick auf die Marktentwicklung im Rohstoffbereich zu werfen.

Hoher Bedarf an Wohnraum

Wohnen ist – wen wundert es – eines der großen gesellschaftlichen Themen in Deutschland. Die persönliche Wohnsituation betrifft ja schließlich auch jeden Einzelnen von uns ganz unmittelbar. Das statistische Bundesamt hat zwischen 2012 und 2018 ein Bevölkerungswachstum von 3,1% verzeichnet. Das entspricht einem Nettowachstum von zweieinhalb Millionen Menschen. In den Jahren 2019, 2020 und 2021 stagnierte die Bevölkerungsentwicklung. Die Gründe: Eine gesunkene Nettozuwanderung und eine höhere Sterberate im Vergleich zur Geburtenzahl. Dennoch bleibt eine Grundtendenz bestehen, die sich im vergangenen Jahrzehnt herausgebildet hat. Immer mehr Menschen benötigen mehr Wohnraum.

Doch vor dem Wohnen kommt bekanntlich das Bauen. Wie die Deutsche Handwerkszeitung im März 2022 berichtet, sind Vertreter der Bauwirtschaft alarmiert. Denn die Preise für Baumaterial sind zuletzt derart gestiegen, dass Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Bauindustrie, bezahlbare Mieten und Klimaschutz bei den derzeit steigenden Erzeugerpreisen ohne staatliche Förderung für nicht realisierbar hält.

Steigende Baupreise in allen Belangen

Der Bedarf an Wohnraum trifft im Spiel von Angebot und Nachfrage auf ein Umfeld von knappen Rohstoffen, Lieferengpässen und steigenden Energiepreisen. Diese Gemengelage sorgt für außergewöhnlich hohe Preisanstiege für das Bauen, aber auch für fertige Immobilien. Zu diesem Schluss kommt der Datenreport 2021 des Statistischen Bundesamtes. Ein Kapitel widmet sich etwa dem Thema „Wohnen und die Entwicklung der Bau- und Immobilienpreise sowie Mieten“. Hier erläutert der Report mithilfe verschiedener Indizes die Preisentwicklung für bestimmte Güter beziehungsweise Dienstleistungen im Zusammenhang mit Bau- und Immobilienpreisen. So zogen die Preise für den Neubau von Wohngebäuden in Deutschland zwischen 2009 und 2019 um 29 % an. Für Rohbauarbeiten mussten im Schnitt 28 %, für Ausbauarbeiten 29 % mehr ausgegeben werden. Noch stärker sind die Preise für Bauland nach oben geklettert: Baureifes Land hat sich im gleichen Zeitraum um 87 % verteuert.

Wie das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung vom Februar 2022 mitteilt, haben sich die Preisanstiege im Umfeld von Lieferengpässen, Rohstoffknappheit und höheren Energiepreisen bei gleichzeitig steigender Nachfrage im In- und Ausland zuletzt nochmal verstärkt. So seien die Baukosten in Deutschland auch im Jahr 2021 kräftig gestiegen, einzelne Baumaterialien wie Holz und Stahl seien vom stärksten Preisanstieg seit Beginn der Erhebungen 1949 betroffen. Insgesamt verteuerte sich der Neubau von Wohngebäuden im Jahresdurchschnitt 2021 um 9,1 % im Vergleich zu 2020.

Neubauförderung eingestellt, Ressourcenpass in Planung

Trotz dieser enormen Preissteigerungen wurden deutschlandweit immer mehr Neubauten genehmigt. Die Anzahl der Baugenehmigungen wiederum gilt als wichtiger Frühindikator zur Einschätzung der künftigen Bauaktivität. Allerdings verschafft erst die Anzahl der Baufertigstellungen Klarheit über die tatsächliche Entwicklung. Und die Zahl der nicht abgeschlossenen Bauvorhaben nimmt seit 2008 stetig zu. Allein im Jahr 2020 waren 780.000 Wohnungen unvollendet. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie reichen von Rohstoffengpässen (siehe oben) über Fachkräftemangel bis hin zu Insolvenzen, die auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen der ersten Jahre dieses bewegten Jahrzehnts zurückgehen.

Zu den üblichen Unruheherden am Bau gesellen sich aber nicht nur höhere Baupreise und Lieferengpässe, sondern auch Verunsicherung darüber, welche neuen staatlichen Regulierungen in Kraft treten. Überraschend wurde etwa die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) der KfW am 24.01.2022 aufgrund der enormen Antragsflut vorläufig gestoppt. Für die Neubauförderung der Effizienzhäuser 40 ist eine Übergangslösung geplant. Beim Neubauförderprogramm für Effizienzhäuser 55, das ohnehin zum 01.02.2022 ausgelaufen wäre, bleibt es dabei, dass nur noch eingegangene, aber noch nicht beschiedene Anträge abgearbeitet werden.

Ebenfalls für Fragezeichen sorgen die sich konkretisierenden Pläne rund um den sogenannten Ressourcenpass. Er stellt eine Erweiterung des bereits bekannten Energieausweises für Gebäude dar. Demnach werden insbesondere Gebäude förderungsfähig, die nicht nur bei der Energieeffizienz, sondern auch bei der CO2-Einsparung punkten. Erfasst werden die Werte dabei schon in der Bauphase. Der Ressourcenpass greift damit beispielsweise auch bei Themen wie Abbruch und Entsorgung von Baustoffen. Die Folge: Das Bauen verteuert sich weiter.

Vorausschauende Planung und Kostenkontrolle wichtiger denn je

Tja, mmh … Eigentlich wollten wir Ihnen in diesem Beitrag auch etwas Mut machen. Wir sind schließlich für unseren Optimismus bekannt. Und das soll auch so bleiben! Deshalb möchten wir allen aktuellen und zukünftigen Bauherren zwei Hoffnungsschimmer mit auf den Weg geben:

Eine rein subjektive Einschätzung unsererseits: Die weltweite Lage wird sich sicherlich irgendwann beruhigen. Wenn sich dann zeitnah die Situation bei Rohstoffen und Lieferketten entschärft, stehen die Chancen gut, dass steigende Baupreise abgebremst werden.

Noch kurzfristiger gedacht: Bei jedem größeren Bauvorhaben lässt sich in der Regel Zeit und Geld sparen. Und zwar dadurch, dass Bauherren vorausschauend planen, die richtigen Leute einbinden und die richtigen Hebel in Bewegung setzen. Klingt einfacher als es ist, das wissen wir nur zu gut. Umso entscheidender ist, dass sich Bauverantwortliche ihrer Verantwortung bewusst und gleichzeitig ehrlich zu sich selbst sind.

  • Bin ich erfahren genug für die Aufgabe?
  • Bin ich mir sicher, dass ich an alle wesentlichen Punkte gedacht habe?
  • Ist das Bauteam geeignet, um die Maßnahme erfolgreich umzusetzen?

Diese und viele weitere Fragen gilt es im Vorfeld zu beantworten. Heute mehr denn je, denn Bauherren bewegen sich in einem zunehmend herausfordernden und unübersichtlichen Umfeld. Gerade bei größeren Vorhaben sind deshalb Bauerfahrung und vorausschauendes Verhalten gefragt. Benötigen Sie Unterstützung dabei? Dann können wir als Bauherrenvertretung für mehr Transparenz und Sicherheit sorgen. Und auch wenn wir die Rohstoffpreise nicht beeinflussen können … Die Kosten am Bau sind trotzdem unser Revier.

 

Titelbild: Housebuilding (moerschy, Pixbay)